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Freitag, 17. August 2012

Home sweet Home

Zurück in Jena, zurück im alten Leben. Was bleibt? Viele schöne Erinnerungen, eine prächtig entwickelte Charlotte und die Erkenntnis, dass zum großen Glück nicht viel gehört, außer Mama, Papa, Kind:-)

In diesem Sinne, Danke fürs Mitlesen!

"Das eigentlich Wichtige sind die Erfahrungen, die man macht, die Erinnerungen und die triumphale, überschäumende Freude, die einen durchströmt, wenn man das Leben in vollen Zügen genießt. Gott, das Leben ist so schön! Vielen, vielen Dank." (Alex Supertramp)

Samstag, 11. August 2012

Auf den Spuren von Kurt Wallander

Nachdem wir nach einer erholsamen Woche Öland verlassen hatten, war so ein bisschen die Luft raus, sowohl bei uns als auch beim Wetter. Und so tingelten wir etwas lust- und planlos die Südwestküste entlang, vorbei an solch namhaften Städten wie Karlskrona oder Ronneby, die sicherlich einen Besuch wert gewesen wären, aber bei grauem Himmel und Nieselregen keinen so einladenden Eindruck machten.
So kam es, dass wir einen Tag eher als geplant in Skåne an der Südküste, Kurt Wallanders Heimatprovinz, ankamen und uns auf die Suche nach dem melancholischen Kommisar aus den Büchern von Henning Mankell begeben konnten.
Erste Station war dabei Kåseberga, ein kleines Fischerdorf, an dessen Steilküste eine alte Schiffssetzung (Ales Stenar) aus der Wikingerzeit zu finden ist, angeblich Kurt Wallanders Lieblingsort, um ungestört über einen schwierigen Fall nachdenken zu können. Der Versuch, Charlotte mit der Kraft der Wikingermystik mehr Breilust einzuhauchen (Milchbrei klappt ganz gut, Gemüsebrei ist weiterhin schwierig), fruchtete leider nicht...

Kåseberga besitzt außerdem einen netten kleinen Hafen mit eigener Fischräucherei und Organic Bakery, wo wir uns heute früh mit reichlich Fisch und Brot eindeckten und uns dann Richtung Ystad auf den Weg machten. Die kleine mittelalterliche Stadt kokettiert an allen Ecken und Enden mit ihrem wohl berühmtesten Einwohner, und das obwohl er ja eigentlich gar nicht existiert. Es gibt Wallander Stadtrundfahrten, eine Wallander App und einen Stadtplan, auf dem jede Örtlichkeit eingezeichnet ist, die in irgendeiner Form in einem der Romane oder deren Verfilmungen vorkommt. Wir begnügten uns mit letzterem und schlenderten durch die mittelalterlichen Gassen bis zur Mariagatan und zurück. Kurt Wallander haben wir leider nicht getroffen (vielleicht lag es daran, dass er ja aus der Mariagatan weggezogen ist), allerdings bin ich mir sicher, dass uns Mona, Kurts Ex-Frau, über den Weg gelaufen ist....
Nächtigen werden wir heute am Yachthafen von Ystad. So langsam senkt sich die Dunkelheit über die kleine Stadt, die Boote im Hafen und die Wohnmobile in unserer Nachbarschaft. Ystads Einwohner werden bald schlafen. Nur die Mörder, die schlafen nie....Wenn ihr von uns nichts mehr hört, wisst ihr ja, an wen ihr euch wenden könnt.

Montag, 6. August 2012

Urlaub vom Urlaub auf Öland

Seit Mittwoch befinden wir uns auf Öland, der Schweden zweitliebste Urlaubsinsel (nach Gotland) und erholen uns von den Strapazen der letzten Wochen;-) Die Suche nach einem Campingplatz stellte sich als außerordentliche Herausforderung dar, denn anscheinend interpretiert der gemeine Schwede Erholung anders als wir. Megametropolen mit 1000 Stellplätzen und Rundumanimationsprogramm sind hier keine Seltenheit, nur das wollten wir eben gerade nicht. Zum Glück sind wir im Norden der nur 16 km breiten, aber 140 km langen Insel dann doch noch fündig geworden und genießen nun den warmen schwedischen Sommer auf einem kleinen Campingplatz direkt am Meer, der auf dem Gelände eines Bauernhofes aus dem 18. Jahrhundert untergebracht ist. Witzigerweise befanden wir uns zwischenzeitlich hier in einer sächsischen Enklave, denn wir waren ein paar Tage von Leipzigern, Dresdnern, Meißnern und Zwickauern umringt, und wir sind ja quasi auch inkognito unter sächsischer Flagge unterwegs.
Charlotte gefällt die ausgedehnte Krabbelpause auch außerordentlich gut. Sie nutzt die Chance im flachen Ostseewasser in altbewährter FFK-Manier die Wellen zu durchpflügen und sich dabei in jede erdenkliche Körperritze Sand zu schmieren. Das Salzwasser scheint vor allem auch ihrem (Achtung Spoiler Alert für alle Kinderlosen, die das folgende vielleicht schockieren könnte) wunden Popo gutzutun. Mehr und mehr verlegt die kleine Dame ihre Fortbewegungsbemühungen in die nächste Etage und hangelt sich von einem Campingstuhl zum nächsten. Zu Hause werden wir wohl wieder mal die Babysicherheit unserer Wohnung überarbeiten müssen. So langsam müssen wir uns auch mit dem Gedanken an unsere Heimreise befassen. Die Fähre von Trelleborg ist schon gebucht. Uns bleibt noch eine Woche in Skandinavien, dann ziehen wir ähnlich den Enten, die hier an der Ostsee ständig in großen schnatternden Schwärmen über unsere Köpfe hinwegfliegen und die weite Reise in ihr Winterquartier zu proben scheinen, wieder gen Süden.

Dienstag, 31. Juli 2012

Zu Besuch bei Astrid Lindgren

Wenn man schon mal in Schweden ist, dann sollte man auch der berühmtesten Tochter des Landes einen Besuch abstatten. Die Dame ist zwar vor ein paar Jahren verschieden, lebt aber in all ihren Figuren weiter, in Pippi Langstrumpf zum Beispiel oder Ronja Räubertochter (die ja anscheinend in Thüringen sogar Schullektüre ist, wer hätte das gedacht). In Astrid Lindgrens Geburtsort, Vimmerby in Småland, dreht sich natürlich alles um besagte Dame und all ihre Figuren. Auf den grellbunten Freizeitpark mit Villa Kunterbunt und Co. konnten wir noch verzichten (das nächste Mal wird uns Charlotte wohl zu einem Besuch zwingen), aber dem Geburtshaus von Astrid Lindgren haben wir dann doch mal einen Besuch abgestattet. Dort konnte man nicht nur die Räumlichkeiten des typisch småländischen rot angestrichenen Holzhauses, sondern auch eine Tischlerei, eine Märchenscheune und den berühmten Limonadenbaum, der eigentlich eine Ulme ist, besichtigen. Logischerweise gab es auch einen reichhaltigen Souvenirshop, an dem wir nicht vorbeigehen konnten und für die kleine Dame ein Puzzle zum Geburtstag (pssst, nicht verraten) sowie ein schwedisches Pippi Bilderbuch erstanden. Außerdem gab es für Charlottes Mama ein Büchlein voller Astrid Lindgren Zitate.

Hier meine Favoriten:

"Ja, die Zeit vergeht, und man fängt an, alt zu werden", sagt Pippi. "Im Herbst werde ich zehn Jahre alt, und dann hat man wohl seine besten Tage hinter sich." (aus "Pippi Langstrumpf geht an Bord") 
"Es ist schön ein eigenes Tier zu haben, aber ein Großvater ist auch nicht übel." (aus "Wir Kinder aus Bullerbü") 
Er stand da und sah mit Staunen ihre klaren Augen, ihren winzigen Mund, ihren dunklen Haarschopf und ihre hilflosen Hände, und er erschauerte vor Liebe. "Du Kind, in diesen kleinen Händen hältst du schon jetzt mein Räuberherz", sagte er. "Ich begreife es nicht, aber es ist so." (aus "Ronja Räubertochter")
"Gebt den Kindern Liebe, mehr Liebe und noch mehr Liebe, dann stellen sich die guten Manieren ganz von selbst ein." (Astrid Lindgren zum Thema Kinderrechte)


Nachtrag: Charlottes Papa hat sich heute todesmutig in einen See gestürzt, trotz niedriger Temperaturen und Mückeninvasion. Das verdient eine außerordentliche Erwähnung!

Montag, 30. Juli 2012

Götakanal - das blaue Band Schwedens

Durch Zufall haben wir ein Kleinod entdeckt, das uns sicherlich in ein paar Jahren (zur nächsten Elternzeit vielleicht, ähem;-) auf einem anderen Gefährt wiedersehen wird. Es handelt sich dabei um den Götakanal, der in unserem Reiseführer eigentlich nur im Nebensatz erwähnt wird. Nach Stockholm wollten wir aber wieder ein bisschen Stille und Abgeschiedenheit genießen und entschieden uns in das kleine Örtchen Mem, dem Start oder Endpunkt des Götakanals zu fahren, wo selbiger in die Ostsee mündet. Ursprünglich wurde der Kanal im 19. Jahrhundert gebaut, um eine Handelsverbindung zwischen Ost- und Nordsee zu schaffen. Mittlerweile wird er nur noch von Freizeitmatrosen und Kayakern genutzt, die die 190 km mit ihren 58 Schleusen entlangfahren, vorbei an idyllischen kleinen Hafendörfchen, durch urige Wälder und tiefblaue Seen.

Einen kurzen Abschnitt des Kanals sind wir mit unserem Camper bzw. zu Fuß auf den alten Treidelwegen gefolgt. Angefangen bei Mem, wo wir direkt an der Schleuse übernachtet und dem emsigen Treiben einen Tag lang zugesehen haben, über Berg mit seiner 7 stufigen Schleuse, die 18,8 m Höhenunterschied überbrückt, bis nach Borensberg, wo wir wieder direkt am Kanal neben den Booten übernachten, die auf die nächste Schleusung warten. 5 Knoten ist die zulässige Höchstgeschwindigkeit, die die Boote hier fahren dürfen, und tatsächlich ist es so, als würden die Uhren hier etwas langsamer laufen, vor allem dann, wenn die Schleusen wie in Borensberg noch per Hand bedient werden. 

Für Charlotte war das einschneidenste Erlebnis am Götakanal die Bekanntschaft mit einem großen braunen Hund, den sie sogar streicheln durfte, was zu Begeisterungsstürmen bei der kleinen Dame geführt hat. Wir werden uns wohl über kurz oder lang einen Hund anschaffen müssen. Oder das ganze aussitzen, bis die Pferdephase anfängt...

Samstag, 28. Juli 2012

Stockholm - wer hat das Licht ausgeknippst?

Nach ein paar Tagen Strandidyll wagten wir uns in den Stockholmer Großstadtdschungel mit Zwischenstopp in Gävle, wo wir uns den Duft der angeblichen Kaffeemetropole um die Nase wehen ließen (Ollis Hoffnung auf eine ganz persönliche Röstung wurde aber nicht erfüllt), und in der alten Universitätsstadt Uppsala (Auslandssemester für Charlotte ist eingeplant).

In Stockholm besitzen die Reimers übrigens eine eigene Insel (Reimersholmen), auf der wir allerdings nicht residierten, sondern es uns auf dem offiziellen Wohnmobilstellplatz auf der Nachbarinsel (Langholmen) gemütlich machten...so gemütlich, wie man es sich auf einem Parkplatz eben machen kann. Immerhin lag der recht idyllisch an einem Yachthafen und nur ein paar Kilometer außerhalb des Stadtzentrums, so dass wir am Donnerstag die kleine Dame in ihren Chariot werfen und flugs in die Altstadt schlendern konnten, immer am Wasser entlang und vorbei an unzähligen Hausbooten. In der Altsadt (Gamla Stan) ließen wir uns erstmal durch die Gassen treiben. Angesichts des dichten Touristenstroms blieb uns auch nichts anderes übrig, stehen bleiben oder sogar die Richtung wechseln war nicht so einfach...und mit Kinderwagen erst recht nicht. Die Gamla Stan ist trotzdem durchaus sehenswert, aber eben auch sehr voll. Nach unserer Strandidylle war uns das irgendwie zu viel. Wir flüchteten erstmal aufs Wasser und fuhren mit der Fähre nach Djurgarden, um uns im Vasamuseum das berühmte Schiff von 16hundertdingens anzusc

hauen. Trotz des Kompliments eines dicken Amerikaners, der Charlotte in breitem Texanisch als "cute baby" bezeichnete, war die kleine Dame nicht in der besten Stimmung. Leider nahm sie sich auch kein Beispiel an all den anderen Kindern, die friedlich schlummernd an uns vorbeigeschoben wurden, während deren Eltern sich in aller Ruhe die wirklich gut gemachte und sehr interessante Ausstellung über die Vasa anschauen konnten. Als wir das Museum verließen, schlief Charlotte dann doch ein, wir genehmigten uns ein Eis und machten uns zu Fuß auf den weiten Weg zurück. Stockholm nennt sich übrigens auch (wie Henningsvær auf den Lofoten) das Venedig des Nordens, hat aber die Bezeichnung mit seiner sehenswerten Altstadt und den vielen Brücken mehr verdient.

Den zweiten Stockholmtag musste Olli vormittags arbeitenderweise an seinem Laptop im Camper verbringen, so dass wir Mädels uns im nahen Park im Gras kullerten und Hunde beobachteten. Die junge Dame ist immer vollkommen verzückt, wenn ein behaarter Vierbeiner vor ihr auftaucht. Deswegen und aufgrund der Tatsache, dass ihre deutschen Bilderbücher mittlerweile zu Tode geliebt wurden, hat sie ein schwedisches Bilderbuch mit dem Titel "Hundar & Valpar" bekommen, was ebenfalls heiß geliebt wird.

Seitdem wir in Stockholm sind, wird es übrigens auffallend eher dunkel. Und nachts scheint uns auch keine Sonne mehr ins Gesicht. Es ist beinahe so, als hätte einfach jemand das Licht ausgeknippst. Nach so vielen Wochen nächtlicher Helligkeit müssen wir uns nun erst einmal wieder an das Dunkel gewöhnen.